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Krisen- und Notfallsituationen – Informationen für Betroffene

„Krisen sind ein Zeichen von Lebendigkeit. Dieses Lebendigsein ist herausfordernd, anstrengend, manchmal erschöpfend“, beginnt Dr. Manuel Rupp, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeut, ein Kapitel in seinem Buch „Psychische Krisenintervention“ (2018). So sind wir in unserem alltäglichen Leben immer wieder mit Krisen konfrontiert. Was dabei als Krise empfunden wird, ist sehr subjektiv. Meist werden ganz normale Übergänge im Leben als krisenhaft erlebt und in der Regel – wenn auch mit Mühe – gut überstanden.

Im Fall einer psychischen Krise ist das psychische Gleichgewicht gefährdet. Auslöser sind häufig äußere Belastungssituationen (z.B. Traumatisierung durch einen Unfall, Zusatzbelastungen) oder Beziehungskonflikte. Besonders anfällig sind dabei Personen mit vorbestehender psychischer Störung oder auch Menschen in sozialer Not.

Manchmal reichen die eigenen, zur Verfügung stehenden Ressourcen oder die des privaten Umfeldes aus, um die psychische Belastung zu bewältigen. Hier kann ein in stabilen Zeiten erstellter Krisenplan, in dem u.a. Bewältigungsstrategien festgehalten sind, die sich für einen in der Vergangenheit als hilfreich erwiesen haben, Unterstützung bieten.

Sind Ressourcen erschöpft oder nicht ausreichend, kann das Einschalten einer professionellen Hilfe erforderlich sein. In einem Notfallplan können bereits im Vorfeld entsprechende Notfallkontakte festgehalten werden, wie zum Beispiel die Telefonseelsorge (0800 1110111/ 0800 1110222) oder Kontaktdaten des*der Therapeut*in. Ein Notfallplan sollte in jedem Krisenplan integriert sein.

Besonders abzugrenzen von psychischen Krisen sind Notfallsituationen. In einem Notfall besteht das dringende Risiko einer Selbst- oder Fremdgefährdung. Hier ist das psychische Gleichgewicht gestört. Die eigenen Ressourcen und jene der Umwelt reichen zur Bewältigung nicht mehr aus und eine professionelle Notfallintervention ist schnellstmöglich notwendig. Oft sind hier der Rettungsdienst (112) oder die Polizei (110) einzuschalten, besonders, wenn Betroffene nicht mehr kommunikationsfähig sind.

NFS Plan Betroffene

Zu den wichtigen Punkten, die in einem Krisenplan festgehalten werden sollten, gehören

  • Frühwarnzeichen und Bewältigungsstrategien: Wie erkenne ich rechtzeitig, dass ich in eine psychische Krise geraten bin und was kann ich unternehmen, wenn ich Warnzeichen wahrnehme?
  • Notfallplan: Wen kontaktiere ich, wenn ich mir nicht mehr selber helfen kann? Wer kümmert sich um wichtige Angelegenheiten? Welche Personen sollen in Krisenfällen kontaktiert werden?
  • Behandlungsvereinbarung: Welche Personen sollen benachrichtigt werden? Gibt es eine Behandlungsvereinbarung mit einer Klinik? Gibt es spezielle Wünsche bezüglich der Behandlung?
  • Krankheitsbezogene Informationen: Welche Diagnose liegt vor? Welche Medikamente werden zurzeit eingenommen und in welcher Dosierung? Gibt es Medikamente, die ich nicht vertrage? Was hat sich in vorherigen Krankheitsfällen bewährt? Haben schon Behandlungen stattgefunden und wo (Kontaktdaten)?

Hinweise zum Krisen- und Notfallplan:

Im Folgenden finden Sie einen Vorschlag für einen Krisen- und Notfallplan. Sie können ihn ergänzen und nach Ihren Vorstellungen ausfüllen. Es ist auch hier sinnvoll, den Plan mit einer fachkundigen Person zu besprechen und ihn regelmäßig auf seine Aktualität zu prüfen. Der Plan sollte in möglichst stabilen Zeiten erarbeitet werden.

Damit im Fall einer Krise bzw. einer Notfallsituation schnellstmöglich auf den Krisen- und Notfallplan zugegriffen werden kann, sollten Sie ihn an einem für Sie gut erreichbaren Ort aufbewahren und eine Kopie in Ihrer Notfalltasche bereitlegen.

Wenn Sie möchten, können Sie Ihren Plan auch an Personen weitergeben, die Sie unterstützen sollen, wenn es Ihnen nicht gut geht. Das können z.B. Freund*innen, Angehörige, der*die Betreuer*in/Sozialarbeiter*in/Psychotherapeut*in oder Mitarbeitende der Klinik sein, in der Sie behandelt werden möchten. Sie können dafür unterschiedliche Versionen erstellen.